Perouse und die Krautgärten aus gesellschaftlicher Sicht – ein Beitrag von Claudia Berner
Vom Ursprung zur gesellschaftlichen Sorge für die Zukunft
Nachbarschaft, Miteinander, Sorge für Kranke, Alte und Gastfreundschaft gegenüber Fremden:
Das sind keine plakativen Slogans, das ist gelebtes Leben in Perouse!
Seit die Waldenser sich vor 325 Jahren auf der Perouser Scholle nach Flucht und Vertreibung aus dem Piemont niederlassen durften, werden die oben genannten Werte umgesetzt im täglichen Miteinander.
In Perouse erinnert man sich, was es heißt, anzukommen und fremd zu sein, was es heißt, sich auf nachbarschaftliche Hilfe verlassen zu können, alt und krank werden zu dürfen innerhalb der Gemeinschaft von Familie und Nachbarschaft.
Ein gutes Beispiel für diese Werte ist die jüngste Vergangenheit, als die geflüchteten Menschen aus der Ukraine vorübergehend Wohnung und Betreuung gefunden haben durch ein Hilfsnetz, das beispielhaft ist für nachbarschaftliches Engagement.
Auch die Menschen, die nun dauerhaft bei uns bleiben aus der Ukraine, oder aus anderen Ländern, finden in Perouse eine grundsätzliche Bereitschaft, ankommen zu dürfen, Gastrecht zu haben und integriert zu werden, wenn sie sich darum bemühen.
Es konnten immer gemeinsam mit Verwaltung und Dorfgemeinschaft verträgliche Lösungen gefunden werden, auch für schwierige Themen. Alle Perouser Bürgerinnen und Bürger kennen Beispiele dafür in ihrer Umgebung.
Diese wertvollen gesellschaftlichen Strukturen wollen wir weiterpflegen und weitertragen in die Zukunft unseres Waldenserorts Perouse.
Ein Beispiel für die zukünftige Weiterentwicklung des Teilorts Perouse ist die Planung des Wohngebiets „In den Krautgärten“:
Hier sollen ganz nah an Busverbindung, Hofläden, Supermarkt, Bücherei, Kirche, Gemeindehalle, Radwegenetz, in Innenverdichtung neue Möglichkeiten des Lebens und Wohnens entstehen.
Diese Möglichkeiten sollen für alle leicht erreichbar sein.
Nicht nur die beliebten Einfamilienhäuser sollen entstehen, sondern zukunftstaugliche Wohnangebote, die auch die zunehmend älteren Mitbürgerinnen miteinbeziehen, die mehr und mehr auf Erleichterungen des Lebens und auf Hilfe von außen durch ambulante Dienstleistungen oder durch die nachbarschaftliche Angebote angewiesen sind.
Das in den Krautgärten geplante Mehrgenerationenhaus soll gerade die Bedarfe der heutigen und zukünftigen gesellschaftlichen Veränderungen berücksichtigen: zunehmend älter werdende Menschen, die oft alleine leben und sich Gemeinschaft wünschen.
Zunehmend auch junge Menschen, die bleibend alleine leben und dennoch Gemeinschaft suchen.
Junge Familien, die sich vorstellen können, im helfenden Austausch mit älteren Menschen zu leben, damit beide Seiten vom gemeinsamen Wohnen profitieren – wie es in Perouse bisher familiär gelebt wurde.
Menschen mit Assistenzbedarf, die dringend behindertengerechten Wohnraum brauchen, jedoch zu jung, zu aktiv sind, für den dauerhaften Aufenthalt in einem Pflegeheim.
Individuelles Wohnen mit einem gemeinschaftlichen Ansatz ist der Kernpunkt eines Mehrgenerationenhauses, das neben den Mehrfamilienhäusern und den Einfamilienhäusern in den Krautgärten entstehen soll.
Wir können und hier sogar eine „Filiale“ der Tagespflege Rutesheim vorstellen, die sich hoher Nachfrage weiß.
Ein kurzer Exkurs zur aktuellen Situation:
Niemand hat für Perouse jemals von einer Sammelunterkunft in den Krautgärten oder in einem der Wohngebiete gesprochen, oder einen Beschluss gefasst.
Das ist ein Gerücht, dem wir entschieden entgegen treten.
Unterkünfte für geflüchtete Menschen sind eine gesellschaftliche Herausforderung, die nicht gelöst werden kann durch verkürztes Denken und populistische Parolen. In Perouse bleibt ein Mensch ein Mensch, egal woher sie oder er kommt.
Das Integrations-Management der Stadt Rutesheim versucht immer zuerst dezentral Menschen zu behausen. Dafür arbeiten drei Mitarbeiter*innen der Stadt.
Mithilfe des Freundeskreises für Geflüchtete steht ein ehrenamtliches Netz zur Verfügung, das maßgeblich dabei hilft, wie Menschen integriert werden können.
Nur bei dringendem Bedarf werden mehrere Menschen, meist Familien an einem Ort untergebracht – wie im alten Schulhaus –
Immer konnte es vermieden werden, Gemeindehallen zu belegen oder große Sammelunterkünfte zu bauen, da sich alle im Gemeinderat bewusst sind, dass die kleinen dezentralen Einheiten eine bessere Betreuung der Geflüchteten ermöglicht und auch auf Dauer die besseren Voraussetzungen schaffen für die Integration der Menschen bei einem dauerhaften Bleiberecht.
Gastrecht und Gastfreundschaft sind in Perouse fest verwurzelt.
Das lassen wir uns auch nicht von neuen Listen und verkürzten Argumenten aus einschlägigen Denkfabriken verwässern.